Besuch beim Weingut Dautel in Bönnigheim und wie es dazu kam
Da ich mich zwischen den Feiertagen im Jahreswechsel 2010/2011 auf Heimaturlaub im Schwabenland befand, habe ich mich mit meinem Cousin Detlef kurzerhand nach Weihnachten zu einer spontanen Fahrt getroffen, um das eine oder andere Weingut zu erkunden. Da ich in diversen Gazetten viel Lob über den Einstiegsriesling der Winzergenossenschaft Cleebronn-Güglingen gelesen hatte, war dies unsere eigentliche Station. Mein Cousin war schon bei der bloßen Erwähnung des Wortes „WG“ sehr skeptisch. Leider wurde dieses Vorurteil vor Ort bestätigt. Als wir dort im Verkaufsraum versucht haben, die ca. 10 verschieden Weinlinien zu ordnen, hat dies die zwei anwesenden Mitarbeiter geschlagene 15 Minuten überhaupt nicht interessiert. Servicewüste Deutschland auch bei einer in diversen Weinführern gelobten WG. Erst als wir eine Dame, die sich nur um ihren PC kümmerte, ansprachen, schien es, dass der Wein dort auch verkostet werden kann und er nicht nur im Regal steht. Leider war dann auch noch der Einstiegsriesling ausverkauft obwohl er laut Internetshop noch verfügbar war. Das was wir aber dann zum Verkosten bekommen haben, war schlichtweg belanglos. Man könnte genauso in einen Supermarkt gehen und dort blind Weine zwischen 5 und 10 EUR in den Einkaufswagen legen. Fazit: der Weg war umsonst.
Nach diesem Flop wollten wir unbedingt schnellstmöglich guten Wein in die Kehle. Da Bönnigheim gleich ums Eck ist, haben wir uns kurzerhand fürs Weingut Dautel entschieden, welches uns natürlich schon bekannt war. Ernst und Junior Christian Dautel waren vor Ort und waren sichtlich gut gelaunt. Ich benötigte zuerst einen schönen Schluck des ***-Riesling vom Besigheimer Wurmberg. Ein fantastischer Tropfen. In dieser Preisklasse einer der schönsten Weine, die ich kenne. Und das nicht nur in Württemberg. Der 2009er ist wieder sehr gelungen. Tiefgründig, mineralisch, aber schon sehr rund. Dieser Wein ist auch ausgereift hervorragend zu genießen, was mein letzter 2006er eindrucksvoll im Frühjahr 2010 bewies. M.E. ist dies auch der beste Riesling des Weingutes, nachdem wir alle Rieslinge des Hauses verkostet hatten. Favorit im Weißwein-Sektor war jedoch der 2009 Chardonnay –S- . Ein großer Wein und einer der besten seiner Art in Deutschland. Filigran aber auch durchaus gehaltvoll und nachhaltig. Zudem sind die Butter- und Vanillearomen nicht im Vordergrund. Ein toller Wein.
Bei den Rotweinen der Dautels haben mir seither immer die ****-Spätburgunder am besten geschmeckt. An diesem Tage hatten wir nahezu alle 2007er Top-Rotweine des Hauses verkostet und ich muss konstatieren, dass für mich die Cuvee „Kreation Rot“ knapp die Nase vorne hatte. Lemberger, Cabernet Sauvignon und Merlot wurden hier zu einer Traumhochzeit vermählt. Die Cassisnote vom Cabernet und das leichte „Pfefferle“ des Lembergers ergeben zusammen eine Geschmacksexplosion, die süchtig macht. Das Barrique ist super eingebunden. Dieser Wein fasziniert mich, obwohl ich sonst eher die Rebsortenweine mag. Ganz klar der „Wein des Monats“. So kann das neue Jahr weitergehen. Sehr stark sind in diesem Jahrgang auch die ****-Weine vom Spätburgunder und vom Lemberger. Beide haben auch gegenüber ihren Brüdern aus der Selectionsserie –S- die Nase vorn. Der Lemberger ist diesmal auch dem Spätburgunder ebenbürtig und zählt zur absoluten Spitze, was diese Rebe in Deutschland hervorbringt. Ein Lemberger par excellence. Last but not least überzeugte mich wie immer auch der Spätburgunder. Die über einjährige Flaschenreife steht ihm hervorragend, die Fruchtigkeit kommt super zur Geltung. Da alle Dautel-Weine absolut langlebig sind, machen diese Flagschiffe in ein paar Jahren besonders viel Spaß. Ich kann nur empfehlen, sich ein paar Flaschen davon zu lagern und ab 2012 zu genießen. Der Gaumen wird es danken.