Baden ProWein 2011
Die Speerspitze des Anbaugebietes sehe ich beim Weingut Huber aus Malterdingen im Breisgau. Diese Rotweinkollektion überzeugt auf ganzer Linie. Spätburgunder in allen Qualitäten auf Weltklasse-Niveau. Aber auch die Weißweine sind excellent. Überragend ist hier der Hecklinger Schloßberg Chardonnay Reserve 2008, ein mineralischer Vertreter seiner Gattung, bei dem das Barrique hervorragend eingebunden ist, die Vanille- und Butteraromen stehen hier nicht im Vordergrund, ein fantastischer Wein. Natürlich sind die Rotweine aller Ehren wert. Ganz großes Kino schon bei den Basisweinen! Auch die freundliche Art des Teams haben sehr viel Spaß gemacht, diese tollen Pinots zu verkosten. Mein Liebling war der Bombacher Sommerhalde Reserve 2008. Die Krönung des Ganzen war dann die Verkostung einer Lagen-Cuvee aus dem Jahr 2000 aus der Doppel-Magnum. Das war ein Gaumen-Feuerwerk erster Güte. Solche Weine sollten in jedem Keller eines Pinot-Liebhabers lagern.....
Wahnsinnig viel Spaß machte auch die Verkostung der Weine vom Weingut Johner aus Vogtsburg-Bischoffingen am Kaiserstuhl. Obwohl dort sehr viel los war, wurde uns hier vom Grandseigneur höchste Aufmerksamkeit geboten. In der Basisklasse gefiel mir hier bei den Weißweinen der Grauburgunder am besten. Große Klasse stellt hier der Chardonnay SJ 2007 im Spitzensegment dar, ein wundervoller Vertreter seiner Gattung mit langem Nachhall. Ein weiteres Highlight der Kollektion ist die restsüße Gewürztraminer Spätlese aus 2008, großes Kino! Bei den Pinots ist bereits der Spätburgunder vom Kaiserstuhl 2008 in der Basis echte Klasse. Wunderbar, wenn die Basis schon solch ein Niveau hat! Die Krönung ist der Blaue Spätburgunder SJ 2008, das absolute Flagschiff des Hauses. So macht Pinot Spaß! Karl Heinz Johner ließ uns dann so lange nicht vom Stand, bis wir die Cuvee Cabernet/Merlot aus seinem Weingut aus Neuseeland probiert hatten und zum Schluss kamen, dass es sich auch lohnt, diese Kollektion bei anderer Gelegenheit zu verkosten. Ein sehr konzentrierter Wein, der trotzdem eine eigenständige Filigranität besitzt.
Auch das Weingut Höfflin aus Bötzingen, ebenfalls vom Kaiserstuhl, meine Entdeckung der letztjährigen ProWein, zeigte wieder eine grandiose Kollektion. Schon die Grau- und Weißburgunder in der Basisklasse zeigen Filigranität und Klasse, aber ganz besonders möchte ich hier die Chardonnays hervorheben, die nicht im Holz ausgebaut sind. Der Prestige 2009 und der als Fassprobe gereichte Prestige S (S=Spontanvergärung) aus 2010 zeigen Vinifikation auf allerhöchstem Niveau. Fruchtfülle und Mineralität vom Feinsten! Auch der Sauvignon Blanc Prestige S 2010 wird ein fantastischer Vertreter seiner Zunft werden. Er ist im Barrique ausgebaut und verspricht höchsten Genuss, die Subtilität und Mineralität sind hier im Vordergrund, das macht Spaß. Die Spätburgunder sind gewohnt stark, schon die Basis aus dem Holzfass ist hinreißend, die Prestige-Linie ist die Krönung der Kollektion, allen voran der Prestige Barrique 2007, wobei erneut der Prestige aus dem Holzfass (hier: gebrauchte Barriques) schon ein tolles Geschmackserlebnis bietet. Der Jahrgang 2006 wurde von mir ja schon beschrieben. Der 2007er ist etwas kräftiger, aber von ähnlicher Güte. Eine tolle Kollektion!
Ein Betrieb, der am Anfang seiner Entwicklung steht, ist das Weingut Freiherr von Neveu aus Durbach in der Ortenau. Hat man hier noch vor drei Jahren an die Genossenschaft abgeliefert, so kann man ganz klar sagen, dass die Selbstvermarktung der richtige Weg ist. Das Anwesen in Durbach ist mir noch von Wanderungen in den Weinbergen von vor über 10 Jahren bekannt. Schon der Rivaner (Müller-Thurgau) aus der Literflasche macht hier viel Spaß. So muss diese Rebsorte schmecken! Ein idealer Wein für die Terrasse, da ja der Sommer bevorsteht. Auch die Rieslinge in allen Qualitätsstufen bringen viel Freude und bestätigen den excellenten Ruf, den der Durbacher Riesling genießt. Auch der trockene Chardonnay ist eine Erwähnung wert, ein geradliniger Vertreter seiner Gattung. Die trockene Spätlese vom Spätburgunder ist erstaunlich viel Wein in der Preisklasse unter 10 EUR, das macht zum Wild sehr viel Spaß. Die Weine wurden in einer herzlichen und gastfreundlichen Athmosphäre präsentiert. Chapeau!
Last but not least möchte ich noch das Weingut Weber aus Ettenheim in der Ortenau erwähnen. Junior Michael Weber (ja, ihr habt richtig gelesen....) präsentierte hier eine stimmige Kollektion, die sehr viel Wein fürs Geld bietet. Bei den Weißweinen möchte ich den Grauburgunder SE Premium erwähnen, er zeigt alles, was diese Rebsorte kann und ist nicht fett, sondern zeigt schon in der Nase eine feine Frucht und zeigt sich schlank. Die Spätburgunder sind wunderbare Vertreter ihrer Gattung, allen voran der Spätburgunder aus dem Barrique von 2009, der auf der Flasche noch ein paar Jahre reifen sollte, bevor er richtig Spaß macht. Auch der Spätburgunder Alte Rebe aus dem Holzfass ist eine Erwähnung wert, ein eher filigraner Vertreter mit feiner, konzentrierter Frucht. Ein Weingut, bei dem in allen Bereichen ein tolles Preis-/Leistungsverhältnis herrscht. Weiter so!