Rest Of Austria ProWein 2013
Wien ist eine der wenigen Großstädte, in der excellenter Wein gemacht wird. Der Leitbetrieb dort ist das Weingut Wieninger. Typisch für Wien ist hier der Wiener Gemischte Satz, wo verschiedene Rebsorten gemeinsam gelesen und vinifiziert werden. Diese traditionelle Weinbereitung erfreut sich in den letzten Jahren immer mehr Weinliebhaber. So erzeugt man hier immerhin vier Weine dieser Machart. Eckpfeiler des Sortiments ist sicherlich der Nußberg Alte Reben, von dem ich den 2011er verkosten konnte. Er paart Zitrusaromen mit einer schönen Kräuterwürze. Noch besser schmeckte mir aus 2012 der Rosengartl Alte Reben, der majestätisch elegant daher kommt und eine schön integrierte Säure hat. Weiter werden charakterstarke Grüne Veltliner erzeugt, was besonders der 2012 Herrenholz mit seiner konzentrierten Veltliner-Typizität zeigt. Speerspitze ist der 2012 Preussen, der eine immense Mineralität zeigt und erst in einigen Jahren seine wahre Stärke zeigen wird. Überragend sind dann die Chardonnays. Schon der Classic aus 2012 zeigt eine lebendige Würze. Eine deutliche Steigerung ist dann der Select 2011, der schon im Barrique ausgebaut ist und einen sagenhaften Schmelz zeigt. Das Flaggschiff ist der Grand Select 2011, der sicherlich einer der schönsten des Landes ist. Er zeigt einen tropischen Touch, einen Mega-Schmelz und eine tolle Mineralität. Das kann süchtig machen! Auch der Pinot Noir wird von Fritz Wieninger auf Top-Niveau vinifiziert. Schon der Select aus 2010 ist ein super Einstieg, zeigt er schon eine wunderbare burgundische Noblesse. Überragend ist dann der Grand Select 2009, einer der grpßen Pinots Österreichs und einer der wenigen, die nicht marmeladig und dunkelstrot gemacht sind. Trotz des 30-monatigen Ausbaus im Barrique zeigt er eine majestätische Eleganz, die mit einer beeindruckenden Mineralität gepaart ist. Ein Pinot für die großen Momente! Tolle Kollektion mit Herkunftscharakter!
Gegen den Mainstream-Strom schwimmt Peter Veyder-Malberg aus Spitz in der Wachau. Er macht dort Terroir-Weine und orientiert sich nicht an dem sonst dort vorherrschenden Drang nach Alkohol und Wucht. Die 2012er Kollektion ist aus einem Guss und zeigt, welch finessenreiche Weine man in der Wachau machen kann. Die Veltliner zeigen ihren Herkunftscharakter und die Rieslinge haben hier ein Niveau wie man es von der Mosel, der Nahe oder dem Rheingau kennt. Bei den Grünen Veltlinern gefällt der auf Lössboden gewachsene Wösendorfer Hochrain mit seiner kräftigen Würze und seinem Aroma nach gelben Früchten. Großes Veltliner-Kino zeigt dann der Weissenkirchener Weitenberg aus 60 Jahre alten, kleinbeerigen Reben. Mineralität ist hier mit einem wunderbaren Pfefferl gepaart. Das ist sicherlich einer der besten Veltliner des Landes! Weinkenner, die sich an deutschen Top-Rieslingen erfreuen, werden auch bei den Rieslingen von Peter Veyder-Malberg mit der Zunge schnalzen. Der Viesslinger Bruck, auf Glimmerschiefer in einer der kühlsten Ecke der Wachau gewachsen, erinnert mich an die trockenen Mosel-Rieslinge von Markus Molitor. Ein schlanker Riesling mit einer feingliedrigen Mineralität. Solch einen Wein habe ich von der Wachau noch nie getrunken. Warum eigentlich? Die Krönung der Kollektion ist dann der Riesling vom Weissenkirchner Buschenberg von Terrassen-Anlagen auf Urgesteinsboden. Der Wein zeigt einen kräftigen Körper und eine nachhaltige Mineralität. Ein wahrer Grand Cru! Diese Weine sind für mich eindeutig Repräsentanten der "Neuen Wachau", weg von Wucht und Alkoholgehalten von über 14%, hin zu Präzision, Finesse und Mineralität. Chapeau!
Zu meinen Lieblings-Weißweinen aus Österreich gehören der Sauvignon Blanc und der Chardonnay (hier "Morillon" genannt) aus der Süd-Steiermark. Besonders beeindruckende Weine dieser Rebsorten konnte ich beim Weingut Tement aus Berghausen verkosten. Im Einstiegsbereich gefiel mir hier der Welschriesling Klassik schon sehr gut, obwohl ich ansonsten nicht gerade Fan dieser Rebsorte bin. Schönes Aroma nach Äpfeln und einfach knackig, macht bestimmt bald auf der Terrasse Spaß. Beim Sauvignon Blanc ragt der 2011 Zieregg heraus, der vor Mineralität strotzt und ein Aroma von Birne und Stachelbeere zeigt. Sicher einer der großen Weine dieser Rebsorte, auch international betrachtet. Besonders gut haben mir auf der ProWein die Weine aus den weißen Burgundersorten geschmeckt. Schon der 2011 Sulztal Pino.T bringt eine feine Melonen-Note und Schmelz an den Gaumen. Die Cuvée aus Chardonnay, Weiß- und Grauburgunder ist ein universeller Speisenbegleiter. Ein wahres Duell lieferten sich bei mir die beiden Morillons aus 2011: Sulz und Zieregg. Der Zieregg begeistert mir seinen rauchigen Aromen und seiner animierenden Säure. Der Sulz faszinierte mich mit seiner Kräuterwürze und seinem feinen Aroma nach reifen Birnen, gepaart mit einem seidigen Schmelz, hat daher bei mir leicht die Nase vorn. Die weitere Entwicklung dieser beiden Top-Chardonnays sollte man weiter beobachten. Klasse Kollektion!