Verkostung von trockenen Weinen der Rebsorte Furmint
Im Juni 2012 entdeckte ich in Rust am Neusiedlersee die Rebsorte Furmint. Man kennt die Rebsorte aus Ungarn, wo sie in den weltweit bekannten Süßweinen aus Tokaj enthalten ist. In Österreich soll es rund 10 Hektar dieser spätreifenden Rebsorte geben, wobei sie um Rust am verbreitetsten ist. Die trockenen Weine hieraus sind sehr faszinierend. Die grüne Aromatik erinnert ein wenig an Sauvignon Blanc oder Weißburgunder. Zarte Aromen von frischen Früchten legen sich an den Gaumen, die sogar ein wenig an Riesling erinnern, die Säurestruktur kann sehr komplex sein, der Abgang kann beeindrucken. Für mich stellt der Furmint in jedem Falle eine regionale Alternative zum Welschriesling dar, da er m.E. einen qualitativ höherwertigeren, trockenen, Wein ergibt.
Angeblich machen ca. 10 Winzerbetriebe in Rust einen trockenen Furmint. Für eine improvisierte Blindverkostung konnte ich kurzfristig 3 Flaschen vom Jahrgang 2011 organisieren, die ich dann über 2 Tage verteilt in der Ferienwohnung verkostet habe. 2 weitere Vertreter konnte ich noch separat verkosten, darunter auch der stärkste Wein, und zwar der Furmint vom Weingut Wenzel, mein Wein des Monats Juli.
Überraschenderweise war der teuerste Wein auch der schwächste, und zwar der Furmint von Heidi Schröck, die zu Burgenlands Starwinzern zählt, da sie herausragende Süßweine keltert. Der Tropfen kostet immerhin 12,50 EUR ab Hof. Wobei die Aromatik in der Nase einen interessanten Wein vermuten ließ. Das erinnerte schon an eine Frühlingswiese. Leider war er am Gaumen etwas stahlig und auch der Abgang konnte nicht wirklich begeistern. Meines Wissens wurde der Wein erst kürzlich abgefüllt, von daher kann ich mir vorstellen, dass sich der Tropfen noch entwickeln wird. Die Nase ließ das vermuten. Meine Wertung: 84+ Punkte
Sehr achtbar hat sich der Furmint vom Karnerhof, unserem Zimmervermieter, geschlagen. War zwar der Verteter von Heidi Schröck etwas ansprechender in der Nase, so punktete dieser Tropfen mit seinem tollen Mundgefühl. "Ein Maul voll Wein", kann man da nur sagen. Das erinnerte etwas an Stachelbeere, aber auch an exotische Frucht wie Papaya. Auch der Abgang gefiel uns beiden. Am zweiten Tag der Verkostung hat er leider etwas abgebaut, aber bei einem Ab-Hof-Preis von 4,20 EUR ist das aller Ehren Wert. Sollte man sich zum Heurigen beim Karnerhof einfinden, so kann man sich davon ruhig ein Viertel oder zwei zur Jause genehmigen. M.E. der beste Wein dieses Betriebes. Meine Wertung: 85-86 Punkte
In der Dreiervertikale hat sich jedoch dann eindeutig der Furmint von Günter und Regina Triebaumer durchgesetzt. Der Wein hat sich an beiden Tagen, egal ob blind oder offen verkostet, eindeutig durchgesetzt. Er lässt vermuten, wohin die Reise bei dieser Rebsorte hingehen kann und zeigt ein deutliches Profil für den trockenen Weißwein der Region. Sozusagen die Visitenkarte von Rust. Er zeigt einen traumhaften, fast schon burgundisch anmutenden, Schmelz. Ich habe hier auch den Eindruck, dass der Lesezeitpunkt ideal gewählt und das Lesegut frei von Botrytis war. Die Säurestruktur passt wunderbar zum Zusammenspiel der grünen (Stachelbeere, Kiwi) und gelben (Papaya) Aromen. EInfach ein rundum gelungener Wein für 7 EUR ab Hof. Gratulation! Meine Wertung: 89 Punkte