Neuburger 2012, Weingut Feiler-Artinger, Burgenland

Alle Jahre wieder schlägt der große Spargel-Hype zu. In den Supermärkten verderben mir die Hollandaise-Fix-Packungen fast den Appetit darauf. Gerade an den ersten Tagen kann man einen regelrechten Run auf das Gemüse feststellen. Wenn man dann die Leute beobachtet, kann man nur noch den Kopf schütteln. Haut man doch für das Gemüse 10 EUR/kg und mehr raus, darf dann schon das Beiwerk nichts mehr kosten. Vernichtet durch den Hollandaise-Chemie-Mix wird der meist im Wasser totgekochte Spargel dann mit dem Schnitzel, das maximal die Hälfte kosten darf, garniert. Der Gipfel des Hypes sind dann die meist belanglos daherkommenden "Spargel-Weine" von Winzern und Fachhandel, oft auch noch mit einem entsprechenden Etikett versehen. Hände weg davon!

Dem Hype zum Trotz habe ich mich am Wochenende an einen Spargel-Risotto gemacht und diverse Weine verkostet, auf die ich Lust hatte.  Und ein Exot aus Österreich hat knapp das Rennen gemacht: ein Neuburger aus Rust vom renommierten Weingut Feiler-Artinger. Die Kollektion des Betriebes habe ich letztes Jahr auf der ProWein verkostet. Neuburger ist eine autochthone österreichische Rebsorte, die Mitte des 19. Jahrhunderst erstmals erwähnt wurde. Wie man später festgestellt hat, ist sie aus einer Zufallskreuzung von Silvaner und Rotem Veltliner entstanden. Da die Rebsorte schwer zu bearbeiten ist, findet man in Österreich nur noch 50 Hektar vor. Einen davon bearbeitet die Familie Feiler in Rust am Neusielder See biodynamisch. Die Rebstöcke sind um die 30 Jahre alt und gedeihen auf lehmiger Braunerde über Kalk-Urgestein mit hohem Feinstein-Anteil. Ausgebaut wurde der Wein in gebrauchten Barriques und 500-Liter-Fäßern. Er lag fünf Monate auf der Feinhefe. Im Glas macht sich dann ein hellgelber Tropfen breit, der in der Nase einen mineralisch-erdigen Duft zeigt, der dem des Spargels sehr nahe kommt. Dazu gesellt sich dann am Gaumen noch ein Geschmack nach feinen Kräutern und Marillen zum nußig-cremigen Mundgefühl. Final zeigt er einen langen Nachhall mit tiefgründigen Säurespiel. Das macht einfach Lust auf den nächsten Schluck! Zum Spargel-Risotto ist das eine perfekte Symbiose, sehr gut kann ich mir den Wein auch zu einem Omelette mit in Olivenöl gebratenem Spargel vorstellen. Alternativ geht dieser Neuburger aber auch zu Kalbfleisch mit hellen Soßen. Interessant ist auch der Preis: 8 EUR ab Hof ist ein super Preis für diesen Allrounder mit Schmelz. Da gibt manch einer mehr Geld für ein Kilo Spargel aus...... Also: Killt nicht den Spargel und trinkt mehr Neuburger!

Meine Wertung: 90 Punkte (14.04.2014)