Wein des Monats Februar 2014
Muschelkalk 2012, Silvaner trocken, Weingut Bickel-Stumpf, Franken
Deutschlands Leuchtturm auf der hohen See der Weinwelt stellt eindeutig der Riesling dar. Aber welche weitere Weißwein-Sorte könnte zu unserer zweiten Leitsorte werden, die auch internationale Beachtung bekommen könnte? So wie der Grüne Veltliner in Österreich, der neben Riesling auch weltweite Beachtung findet. Wie wäre es da mit Silvaner? Silvaner belegt (Stand 2011) gut 5000 Hektar Rebfläche. Vorrangig ist er in Rheinhessen und in Franken zu finden, wird aber in fast allen Anbaugebieten angebaut. Nur Riesling und Müller-Thurgau nehmen mehr Fläche ein. Schaut man über unsere Landesgrenzen, so hat er nur im Elsass größere Bedeutung. In Österreich ist er leider fast verschwunden und in Südtirol spiel er eine kleine Nebenrolle. Leider ist sein Image etwas angestaubt, so wird er oft nur als netter Alltagswein tituliert. Dem ist jedoch definitiv nicht so, da sich hier in den letzten 10 bis 15 Jahren ein gewaltiger Qualitätssprung entwickelt hat. Weg von der Uniformität und vom Einheitsbrei, hin zu eigenständigen Gewächsen mit Wiedererkennungswert, die einen Herkunfts-Charakter zeigen. So kann der SIlvaner durchaus mit Rasse, Eleganz und einem mineralischen Säurespiel punkten. Zudem kann er auch bei längerem Ausbau in kleineren Holzfässern eine burgundische Tiefe und Cremigkeit erlangen.
Einer dieser Betriebe, die in allen Facetten und Qualitätsstufen beachtenswerte Erzeugnisse auf die Flasche bringen, ist das Weingut Bickel-Stumpf in Frickenhausen. Mit Melanie Stumpf-Kröger und Matthias Stumpf hat hier die junge Generation das Ruder übernommen. Sie zeigen, auf welche Reise einen der Silvaner, Leitsorte des Betriebes, mitnehmen kann. Das zeigt schon der Ortswein vom Muschelkalk aus verschiedenen Lagen in Frickenhausen. Die Trauben werden in gestaffelter Handlese geerntet und im Edelstahl vergoren. Ende März wird der Wein dann abgefüllt. Der Wein stellt nach dem Gutswein die zweite Qualitätsstufe dar und ist ein beeindruckendes Entrée in die Welt des Silvaners. Und diese Welt begeistert in der Nase mit vielerlei Aromen wie Apfel, Quitte und Wiesenkräuter. Am Gaumen kommt dann noch eine bestechende und präsente Mineralität dazu, die idealtypisch mit der Säure harmoniert. Gesteigert wird das nur noch durch den ersten Schluck, der mit einem beeindruckenden Nachhall endet. Das macht einfach nur Lust auf den nächsten Schluck. Eine Punktlandung mit einem Wein, der facettenreich ist und absolut nicht satt macht. Als Essensbegleiter ist dieser Silvaner universell einsetzbar: zum Flammkuchen, zur Quiche, zum Zander oder einfach zu einem guten Vesper. Was will man mehr? Und für 11,50 EUR ab Hof ist das ein perfekter Weinwert. Also: trinkt mehr Silvaner! This is Terroir!
Meine Wertung: 89 Punkte (17.02.2014)
Vom diesem Weingut habe ich bereits den burgundisch eleganten Silvaner vom Kapellenberg verkostet.